Allzu leicht hat man sie übersehen, denn bei Wuchshöhen zwischen 5 und 40cm und sehr zierlicher Gestalt, da muss man selbst in unmittelbarer Nähe schon ganz genau hinschauen um sie zu
entdecken.
Und doch, wenn man sie erst erblickt hat, kann man sich ihrem Anblick kaum entziehen, denn stolz ragen sie empor um ihre zarten Blüten den suchenden Insekten entgegenzustrecken...
Aber wie die meisten Orchideenarten sind auch die Ragwurzen, durch eine zu intensive Nutzung ihres Lebensraumes z.b. durch Land- und Forstwirtschaft, bzw. duch Überdüngung oder Trockenlegung aber auch durch zunehmende Verbuschung und damit zusammenhängendem Lichtmangel in ihrem Bestand sehr gefährdet.
Die folgenden Bilder zeigen drei unserer heimischen Ragwurzarten zum unmittelbaren Vergleich: Fliegenragwurz, Bienenragwurz sowie die Hummelragwurz. Jedoch können die einzelnen Arten auch untereinander hybridisieren, was die Bestimmung dann zusätzlich erschweren kann, denn auch die Einzelarten sind optisch oft sehr variabel.
Orchideen der Gattung Ophrys stellen für die Insektenbestäubung keinen Nektar zur verfügung, sondern sind allgemein bekannt für ihren besonderen Bestäubungsmechanismus und hier ist der botanische Name Programm!
Die Blüten der einzelnen Ragwurzpflanzen stellen eine Nachahmung des weiblichen Insekts dar, mit dem Ziel, männliche Insekten zu täuschen. Diese Sexualtäuschung setzt sich aus dem für Menschen oft nicht wahrnehmbaren Duft, der visuellen Farbe und Form sowie der taktilen Behaarung zusammen.
Das männliche Insekt erkennt in der Regel auch z.B. anhand der Ausrichtung der Behaarung bei Ophrys-Blüten ob es als Bestäuber "kopf-voran" oder "schwanz-voran" geht, um mit den Blüten zu kopulieren. Die Pollinien werden also während einer sogenannten Pseudokopulation von den angelockten Insekten dementsprechend entnommen und übertragen.
Doch die Blüten der Bienen-Ragwurz werden nur äußerst selten von Insekten fremdbestäubt. In der Regel kommt es hier zur Selbstbestäubung, was allerdings auch eher selten ist. Die Bienen-Ragwurz gehört wohl auch deshalb zu den seltensten und am meisten bedrohten Pflanzenarten in Deutschland.
Die Konsequenz dieses Sexualtäuschungsmechanismus bei Ragwurzen allerdings ist, eine hohe Spezifität in der Bestäubung. Woraus wiederum eine starke Abhängigkeit der Pflanzen von ihren jeweiligen Bestäubern resultiert. Der Erfolg dieser Strategie ist auch nur gering, denn der Fruchtansatz liegt bei nur minimalem Prozentsatz. Und schon allein deshalb sollte der Schutz der Orchideen auch immer mit dem Schutz der entsprechenden Bestäuberinsekten einhergehen, um auch wirklich zu funktionieren.
Die Hummelragwurze haben vier bis sieben lanzettliche, blaugrüne Laubblätter mit locker aufgebautem Blütenstand von zwei bis zehn verhältnismäßig kräftigen Blüten . Diese
sind mit ihren hübschen, bunten Blütenblättern in der Färbung und besonders in der Zeichnung ausgesprochen variabel. Aufgrund ihrer relativen Seltenheit ist auch diese Art in Deutschland
gefährdet.
Die Fliegen-Ragwurz ist die zierlichste der hier gezeigten Ragwurzarten, erreicht aber dennoch Wuchshöhen von 15 bis 40 Zentimetern.
Die zwei bis fünf Laubblätter sind in einer grundständigen Rosette angeordnet und nicht wie bei den anderen heimischen Ragwurzen am Boden anliegend, sondern steil aufrecht. Zwei bis zwölf, selten auch mehr Blüten stehen locker angeordnet in einem langen, ährigen Blütenstand zusammen.
Die Fliegen-Ragwurz ist in Mitteleuropa äußerst selten, kommt aber an ihren Standorten zuweilen in kleinen, lockeren und nicht allzu individuenreichen Beständen vor.
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Petra Schurig (Dienstag, 09 Juni 2020 21:41)
Liebe Marina, ich habe gerade deinen Text gelesen und die Makro-Fotos angeschaut. Ich bin begeistert! Deine Bilder sind sehr schön. Handwerklich super gemacht und so stimmungsvoll. Und dein Text hat mir gerade geholfen den Unterschied zwischen den verschiedenen Ragwurzen zu verstehen. Ein herzliches Dankeschön �